MOVEBASE - Multiaxiale Datenintegration für neurologische Bewegungsstörungen und Tiefe Hirnstimulation

Im MOVEBASE-Projekt wird der Nutzen von Digitalisierung für die spezialisierte, klinische Versorgung bei chronischen Erkrankungen untersucht. Die Parkinsonerkrankung und die Behandlung mittels Tiefer Hirnstimulation zeigen exemplarisch viele Problemfelder und Anforderungen der hochspezialisierten Medizin.

# Über das Projekt

Das MOVEBASE-Projekt wird vom Innovationsfonds des G-BA in der Förderlinie „Versorgungsforschung“ (opens new window) über einen Zeitraum von 3 Jahren gefördert. Im Zentrum des Projekts steht die Verbesserung der Versorgung für neurologische Bewegungsstörungen durch eine patientenzentrierte und behandlungsnahe Digitalisierung. Bearbeitet wird das Projekt in der Sektion Bewegungsstörungen & Neuromodulation (opens new window) der Klinik für Neurologie an der Charité - Universitätsmedizin Berlin. Dabei stehen die folgenden Themen im Vordergrund

# Real-world, Patient-reported Outcomes

Eine Verbesserung der Lebensqualität im alltäglichen Leben ist bei zahlreichen chronischen Erkrankungen, so auch bei der Parkinsonerkrankung das primäre Therapieziel. Für eine individualisierte Therapie müssen dabei regelmäßig verschiedene Therapieoptionen gegeneinander verglichen werden. Symptomtagebücher könnten diesen Vergleich bieten, allerdings ist nicht nur langfristiges, regelmäßiges Ausfüllen der Dokumentation und sondern auch eine Auswertung im Behandlungskontext mit realisitischem Zeitaufwand mit Papierdokumentation kaum möglich. Smartphones sind auch bei älteren Patienten immer mehr Bestandteil des Alltags. Per Smartphone erhobene Patient-reported Outcomes ermöglichen nicht nur eine regelmäßige Erinnerung an das Ausfüllen der Fragebögen, sondern auch eine sofortige Auswertung zur klinischen Entscheidungsfindung in der Sprechstunde. Die im MOVEBASE-Projekt entwickelte charite.link-App ermöglicht es auf Mobilgeräten frei definierbare Fragebögen zu erheben.

# Die MOVEBASE-Studie

Die MOVEBASE-Studie untersucht inwieweit eine tägliche, sehr kurze Symptomabfrage per App bei der Parkinsonerkrankung relevante Symptomverschlechterungen erfassen kann. Die per App erhobenen Daten werden täglich automatisiert ausgewertet und bei Anhalt für eine relevante Symptomverschlechterung wird den Teilnehmer:innen der Studie eine Vorstellung in der Bewegungsstörungsambulanz angeboten. Untersucht wird die Übereinstimmung zwischen automatisiert ausgewerteten, per App erhobenen Angaben, der Einschätzung in einer ambulanten Visite und etablierten Skalen zur Beurteilung der Parkinsonerkrankung. Das langfristige Ziel der Studie ist ein mit der charite.link-App ein digitales Hilfsmittel zu entwickeln, das es ermöglicht verschiedene Therapieoptionen patientenindividuell unter Alltagsbedingungen zu vergleichen und anschließend die geeignetere auszuwählen. Der Studienzeitraum ist Juni 2021 bis Dezember 2022. Teilnehmen können prinzipiell alle Patient:innen mit einer Parkinsonerkrankung und einem eigenen Smartphone. Wenn Sie an einer Studienteilnahme interessiert sind, kontaktieren Sie uns gerne unter movebase@charite.de oder 030 - 450 660 296.

# dot.base - ein klinisches Informationssystem für die hochspezialisierte Medizin

Anhand der Anforderungen des MOVEBASE-Projekts wird eine Software für ein klinisches Informationssystem entwickelt, das ein breites Spektrum an Anforderungen aus der hochspezialisierten Medizin abdecken soll. Die so entstehende Software dot.base (opens new window) bildet dabei direkt die Basis für den ersten Anwendungsfall move.base - also eine auf neurologische Bewegungsstörungen und Tiefe Hirnstimulation ausgelegt Variante von dot.base. Trotz des eng umrissenen Anwendungsfalls ist der Entwurf von dot.base vollständig generisch, also unabhängig von dem eigentlichen medizinischen Einsatzgebiet.

# Kommunikation und Datenspeicherung im FHIR-Standard

FHIR (opens new window) ist der international konsentierte, zukünftige Kommunikationsstandard im Gesundheitssektor. Jede Kommunikation und Datenspeicherung erfolgen in dot.base und charite.link vollständig im FHIR-Standard. Trotz flexibler Anpassbarkeit der Nutzeroberfläche an die konkreten medizinischen Inhalte, bleiben in dot.base die im Hintergrund gespeicherten Daten stets FHIR-konform.

# Wissenschaftliche Nutzung klinischer Routinedaten

Aktuell verfügbare Softwarelösungen ermöglichen für die hochspezialisierte Medizin nur eine unstrukturierte Dokumentation (meistens als Freitexteingabe). In dieser Weise erfasste Daten können nur mit großem Zeitaufwand in eine maschinenlesbare und wissenschaftlich auswertbare Form gebracht werden. In dot.base kann die Nutzeroberfläche so gestaltet werden, dass aus der klinischen Routine heraus direkt strukturierte Daten ohne zeitlichen Mehraufwand erfasst werden können. Für Auswertungen stehen Sofwarepakete zur Verfügung, mit denen Daten im FHIR-Standard in gängige wissenschaftliche Softwares importiert werden können (z.B. R, eine Programmiersprache für statistische Auwertungen (opens new window)).

# Institutionsübergreifende Kommunikation

Chronische Erkrankungen erfordern im langfristigen Verlauf eine intensive Kommunikation zwischen verschiedenen Institutionen, z. B. zwischen einem universitären Zentrum und einer Fachklink. Kommerzielle Software und Standards des Gesundheitssystems fokussieren sich berechtigterweise auf allgemeingültige medizinische Konzepte wie beispielsweise Impfpässe oder Vitalparameter. Für eine echte inhaltliche, institutionsübergreifende Zusammenarbeit in spezialisierten medizinischen Bereichen ist es nicht nur nötig die reinen medizinischen Daten austauschen zu können. Praktisch gesprochen ist in einer Patentenakte in Form einer digitalen Dokumentensammlung eine relevante Information noch schwerer auffindbar als in einem Papierstapel. Die aktuell einzige Möglichkeit, um Mit-/Weiterbehandlern durchsuchbare und struktrierte Informationen zur Vefügung zu stellen, ist es einen Zugang zu dot.base selbst zu ermöglichen. Durch eine Anbindung an die Telematik-Infrastruktur (opens new window) kann ein datensicherheits- und datenschutzkonformer Zugang für Gesundheitseinrichtungen in Deutschland ermöglicht werden, ohne zusätzliche Strukturen zur Vernetzung und Verwaltung aufbauen zu müssen. Dieses Konzept wird im Projektzeitraum zusammen mit der Parkinsonfachklinik Beelitz erprobt.

# Datenschutz

Bei digitalen Lösungen im Gesundheitssektor müssen sich Anwender:innen auf ein einwandfreies Datenschutzkonzept verlassen können. Für die dot.base-Software, die charite.link-App und die institutonsübergreifdende Kommunikation wurden Lösungen entwickelt, die über die gesetzlichen Datenschutzvorgaben deutlich hinausgehen. Alle medizinischen Daten werden grundsätzlich pseudonymisiert verarbeitet. Die unabhängige Datentreuhandstelle verwaltet dabei die Pseudonyme und ggf. Einwilligungserklärungen von Patient:innen. Das Datenschutzkonzept von dot.base wurde anhand des generischen Datenschutzkonzepts (opens new window) der TMF AG Datenschutz (opens new window) entwickelt und im März 2021 in der AG-Sitzung präsentiert. Im hieraus entstandenen Votum wurde eine Übereinstimmung des dot.base-Datenschutzkonzept mit dem generischen Datenschutzkonzept der TMF bestätigt.

# Open Source

Alle zentralen Komponenten von dot.base (opens new window) basieren auf Open Source Software. Ebenso werden die Komponenten von dot.base unter Open Source Lizenzen veröffentlicht. Dahinter steht die Annahme, dass andere Anwender und Projekte ebenso von dot.base profitieren können, wie die Entwicklung von dot.base erst durch Open Source möglich wurde. Neben den Vorteilen für Datenschutz und Datensicherheit sehen wir in Open Source auch die passende Form für eine Software die aus der universitären Medizin für die universitäre Medizin entwickelt wird. Wir freuen uns über Interesse an einer Zusammenarbeit. Kontaktieren Sie uns gerne unter movebase@charite.de

# Das Projektteam

Im Projektteam arbeiten Ärzte und Softwareentwickler:innen unmittelbar zusammen.

foto
Andrea Kreichgauer Software- Entwicklerin
foto
Christian Friedow Software- Entwickler
foto
Gregor Wenzel Arzt, Projektmanager
foto
Jasper Mecklenburg Arzt, Projektmanager
foto
Justus Zeinert Werkstudent
foto
Daniel Stachnik Werkstudent